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Natürlich war der Gedanke verführerisch, eine Escort Lady zu werden. Einige Wochen saß ich in meinem kleinen, spärlich eingerichteten WG-Zimmer und malte ich mir aus, wie ich faszinierende Männer treffen würde. Männer, denen die Welt zu Füßen liegt. Denen ich sonst nicht begegnen würde. Schon gar nicht auf diesen komischen Foren. Erfolgreiche, berühmte Männer, die sich auf einmal für mich interessieren. Diese Typen würden mich buchen, würden mich für ihre Zwecke nutzen. Ich wäre ganz nach ihrem Wunsch zu Diensten. Ganz so, wie es ihnen gefällt. Und ich? Ich würde dabei ebenfalls auf meine Kosten kommen. Und selbst wenn nicht – ich würde trotzdem auf meine Kosten kommen.

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Also begann ich mit meiner Recherche und durchforstete gefühlt das gesamte Internet auf der Suche nach einer Escort-Agentur, bei der ich mich bewerben würde. Klar, ich hätte auch einfach ein privates Inserat aufgeben können. Aber ich strebte nach mehr Erfahrung. Die Agenturen scheinen mehr die Türen zu einer Welt zu öffnen, in der die wirklich interessanten Männer verkehren. Bei privaten Inseraten war ich mir nicht so sicher. Trifft man da wirklich auf die Art von Geschäftsmännern, von denen ich träumte? Oder ist das so ähnlich wie mein Fail im Forum? Zudem reizte mich der Gedanke, die Menschen hinter einer Escort-Agentur kennenzulernen. Vielleicht würde ich mit ihnen ins Gespräch kommen und somit Einblicke erlangen. Vielleicht würde ich sogar ein richtiges Teil dieses Rotlicht-Milieus werden.

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Es war dann irgendwann soweit. An irgendeinem Abend, in irgendeiner Woche. Ich weiß es gar nicht mehr so genau. Das Bewerbungsformular hatte ich gefühlt schon zweimal ausgefüllt und nicht abgeschickt. Es sollten Fotos angehangen werden? Welche Art von Fotos? Was schicken denn andere Frauen für Fotos bei der Bewerbung mit? Zig mal bin ich meine Galerie durchgegangen nach brauchbaren Bildern. Sind meine Fotos überhaupt gut genug? Würden die Leute, die diese Bewerbung empfangen auf meinen Fotos sofort sehen, dass ich gar nicht so kinky bin? Verrate ich mich mit irgend einem Detail? Okay egal. Ich habe es dann irgendwann einfach abgeschickt. Mein Herz raste.

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Die erste Rückmeldung flatterte ins Postfach: Einladung zum Vorstellungsgespräch. Oh je, jetzt wird’s ernst. Hatte ich mir das wirklich gut überlegt? Befand ich mich auf einem Weg, von dem ich keine Ahnung hatte, wohin er führen würde? Ja klar, ich hatte keine Ahnung. Aber war ich bereit dafür, diese Entdeckung zu machen? War ich mir meiner Entscheidung wirklich sicher? Und wer wäre der Mensch auf der anderen Seite des Bildschirms, der mich durch dieses erste Gespräch leiten würde? Welche Fragen würde er stellen? Wie sollte ich rüberkommen? Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ein Wirbel aus Fragen zog durch meinen Kopf.

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Also, auf ins Kennenlerngespräch! Schwer, das richtige Styling zu finden. Ich wollte mich nicht zu sehr stylen, aber auch nicht zu wenig. Und ganz ehrlich, ich war mega aufgeregt! Rückblickend gesehen gab es eigentlich keinen Grund dafür. Das Gespräch lief überraschend locker ab. Relativ schnell merkte ich, die wissen, was sie tun. Ein Kennenlerngespräch mit einer Frau wie mir? Das hatten die sicher schon hundertfach gemacht. Fragen wie „Wie laufen die Termine ab?“ oder „Auf welche Männer werde ich treffen?“ wurden im Handumdrehen geklärt. Ich war dabei. Ich hatte es geschafft. Willkommen im Club!

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Ab jetzt gab es einiges zu organisieren, an vorderster Front: Das bevorstehende Fotoshooting. Meine Bilder für die Sedcard sollten entstehen. Mein Aushängeschild für die Homepage. Ich träumte ab dem Zeitpunkt fast jeden Abend davon, wie Männer diese Bilder durchstöbern würden.Wie sie sich in die Idee verlieben würden, einen Abend mit mir zu verbringen. Oder eine ganze Nacht. Mit mir! Wie würde ich angefasst werden? Wie würde ich benutzt werden? Würde ich mich zwischen all den anderen Damen überhaupt behaupten können? Die Agentur gab mir ihr Wort: Ich hätte alle Chancen.

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Da stand ich nun, frisch vom Kennenlerngespräch, und blickte meiner nächsten großen Herausforderung ins Auge: dem Fotoshooting. Wie würde das ablaufen? Wie sollte das alles ablaufen? Was musste ich tun, um mich nicht bis auf die Knochen zu blamieren? Mir wurde der Tipp gegeben, vorab ein paar neue Dessous zu bestellen. Erster Insight ins Rotlicht: Nutze für den Job nie die Dessous, die du auch privat trägst. Von denen es Bilder gibt, die bereits auf irgendwelchen Handys im rumschwirren. Zu groß die Gefahr, anhand der gleichen Dessous wiedererkannt zu werden. Und ja, ich hatte bereits das eine oder andere Bild von mir in die digitale Welt entlassen. Das war in der Zeit, in der ich mich wie wild auf unterschiedlichen Foren rumgetrieben hatte.

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Ich hatte eine neue Aufgabe, das Internet zu durchforsten. Meine Dark Romance Lektüre legte ich zur Seite. Dafür scrollte ich mich durch diverse Onlineshops, auf der Suche nach den perfekten Dessous für mein Shooting. Gar nicht so einfach, sich zwischen den ganzen Angeboten durchzujunglen. Ich tauchte in ein Meer aus Spitze und Seide ein, navigierte durch das gefühlt komplette Dessous-Angebot im Netz. Gar nicht so einfach, sich zwischen all den Größen zu entscheiden. Doch die Entscheidung war gefallen, der digitale Einkaufskorb prall gefüllt und die Bestellung mit einem Klick in die Welt entlassen. Jetzt hieß es abwarten und Tee trinken. Mein Fotoshooting sollte bald kommen.

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